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Frankfurter Buchmesse 2014 – ein Rückblick

Frankfurter Buchmesse 2014
Gestern ging in Frankfurt die 66. Buchmesse zu Ende. Rund 7000 Aussteller aus 100 Ländern – darunter der Ehrengast Finnland – haben ihre Produkte präsentiert. Die Besucherzahlen des Fachpublikums sind im Vergleich zum Vorjahr weiterhin leicht rückläufig. Beim allgemeinen Lesepublikum am Wochenende hielt sich das Niveau in etwa auf dem des letzten Jahres.

Frankfurter Buchmesse – Überwältigendes Interesse am Ehrengast Finnland

Das diesjährige Gastland Finnland war mit 50 Autorinnen und Autoren und 40 Verlagen auf der Buchmesse vertreten. Dafür haben sie rund vier Millionen Euro investiert. Das Interesse an dem Land und dessen Kultur ist groß. Allein in diesem Jahr wurden bereits 130 Titel ins Deutsche übersetzt, 34 Titel sollen auf dem englischsprachigen Markt erscheinen. Es gibt kaum jemand, die die Geschichten rund um die bezaubernden Mumins der Schriftstellerin und Illustratorin Tove Jannson nicht kennen.

Neben den erwarteten Sauna- und Wodkaklischees Finnlands, gab es aber auch wichtige politische Momente. So machte die polarisierenden Rede der finnisch-estnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen auf mehrere Punkte aufmerksam. Oksanen kritisierte mehrfach Putins Politik bezüglich des inakzeptablen Umgangs mit der finno-ugrischen Minderheiten auf russischem Territorium und forderte die Unabhängigkeit der Ukraine ein.

Frankfurter Buchmesse 2014

Halle4 (c) Frankfurter Buchmesse/Bernd Hartung

Der schier endlose Kampf gegen Amazon?

Eine besondere Herausforderung ist und bleibt auch der Umgang mit dem Großmonopolisten Amazon. Der amerikanische Online-Konzern, selbst nicht auf der Messe vertreten, startete kurz vor Messebeginn auch in Deutschland die Flatrate für Kindle-E-Books. Gleichzeitig fordert Amazon einen  fünfzigprozentigen Anteil an E-Book-Erlösen anderer Anbieter. Die Regel wären offiziell 30 Prozent. Inoffiziell ist jedoch von 35 bis 40 Prozent auszugehen.
Wer sich gegen Amazons Vorgehen wehrt, wird sanktioniert. Von verspäteten Auslieferungen, Auslistungen gedruckter Bücher oder fehlenden Hinweise in den Empfehlungslisten war da zu hören. Jedoch sind gerade viele junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller genau darauf angewiesen.
Der Protest, zum Beispiel der Initiative „Autorinnen und Autoren für einen fairen Buchhandel“ in Form eines offenen Briefes an Amazon, scheint zumindest in Ansätzen zu wirken. Jedoch schweigt Amazon bisher offiziell dazu.

Was bleibt? – Glückliche Preisträger, Cosplay und ein Auftritt des Altkanzler Helmut Kohl.

Frankfurter Buchmesse 2014

Forum (c) Frankfurter Buchmesse/Alexander Heimann

Frankfurter Buchmesse – Preisgekrönte Autoren

Mehr als 1000 Autorinnen und Autoren waren auf fast 4000 Veranstaltungen im Rahmen der Messe vertreten. Lutz Seiler, der frisch gebackene Preisträger des Deutschen Buchpreises für seinen Debütroman „Kruso“, kündigte am Samstag einen zweiten Roman an.
Hanser Verlags-Chef Jo Lendle, zeigte sich überrascht und glücklich über die Verleihung des Literaturnobelpreis an den französischen Schriftsteller Patrick Modiano, von dem nicht einmal Bücher am Messestand des Verlages zu finden waren.
Zum Ausklang der Messe erhielt der amerikanische Internetpionier und Schriftsteller Jaron Lanier im Rahmen einer Feierstunde in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014. Lanier gilt als einflussreichster Denker des Digitalzeitalters und erhalte den Friedenspreis „stellvertretend für alle, die diese wichtige Debatte über die digitale Zukunft führen“, sagte Laudator Martin Schulz (SPD).

Frankfurter Buchmesse – Skurrile Auftritte

Manga-Fans und Cosplayer kommen in Strömen, wenn Verlage wie Kazé und Carlsen Mangakas zum „Meet and Greet“ und Autogrammstunden aus Japan einladen und erweitern das Publikums-Spektrum.
Ebenso für eine volle Halle sorgte der Auftritt von Altkanzler Helmut Kohl. Wer noch etwas von der Präsentation der Neuauflage seines Buchs „Aus Sorge um Europa – Ein Appell“ sehen und hören wollte, musste sich rechtzeitig am Stand des Droemer-Verlags einfinden. Das bereits vor fünf Jahren erschienen Buch zur Wiedervereinigung, wird als gebundene Ausgabe zum diesjährigen Mauerfall-Jubiläum erscheinen. Kohl selbst war jedoch sichtlich mit der Situation überfordert. So blieb es am Ende ein unangenehmer Auftritt eines schwerkranken 84-Jährigen, der in Erinnerung bleiben wird.
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