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Lutz Seiler erhält Deutschen Buchpreis für „Kruso“

Lutz Seiler Roman Kruso
Lutz Seiler erhielt wie erwartet den Deutschen Buchpreis 2014 für seinen Roman „Kruso“. Sein DDR-Roman konnte sich bei der Jury gegenüber den anderen fünf Nominierten durchsetzen. Der Deutsche Buchpreis wird seit zehn Jahren am Abend vor der Eröffnung der Buchmesse in Frankfurt verliehen und ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro dotiert.

Lutz Seiler – Der Weg zum Titelgewinn

Bis zur Bekanntgabe des Preisträgers ist es ein längerer Weg. Seit April wurden von den sieben Jurymitgliedern alle 176 von Verlagen eingereichten Titel gesichtet und die besten 20 auf der Longlist am 13. August 2014 veröffentlicht. Im Anschluss daran wurde diese Auswahl erneut auf die besten sechs Titel reduziert und am 10. September als Shortlist präsentiert.
Bereits im Vorfeld herrschte dieses Jahr eine weitgehende mediale Einigkeit darüber, welcher der Titel der Shortlist am Ende das Rennen machen würde. Seilers „Kruso“ schien alle anderen Finalisten regelrecht zu überstrahlen. Passend zum diesjährigen Jubiläum zu 25 Jahren Mauerfall, zeigt Seilers Roman den letzten Sommer der DDR auf Hiddensee.

Erzähler Edgar trifft den Inselguru – auf den Aussteiger Kruso

Hier treffen wir auf junge DDR-Aussteiger, die vorübergehend auf der Ostseeinsel Hiddensee stranden und auf der Suche nach Freiheit ihre eigene Realität zu erschaffen versuchen. Wir lernen den jungen Literaturstudenten Edgar „Ed“ Bendler kennen, der uns als Erzähler durch die Geschichte führt. Auf Hiddensee angekommen, verschlägt es ihn als Abwäscher in die Kombüse der Betriebsferienstätte „Zum Klausner“. Dort trifft er auf Alexander Krusowitsch, genannt „Kruso“. Er sieht aus wie aus einem „Indianderfilm“ entsprungen, ist Halbrusse und lebt für und von der Literatur und der Philosophie. Zwischen den beiden entwickelt sich im Laufe der Zeit eine intensive Freundschaft.

Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher in der „Freien Republik Hiddensee“

Edgar lernt Krusos Welt kennen, die heimliche „Freie Republik Hiddensee“. Hier treffen Aussteiger auf Menschen, die bereit sind die DDR schwimmend nach Dänemark zu verlassen. Eine hedonistische Welt vollgepackt mit Partys, Drogen und freiem Sex. Aber trotz der Abgeschiedenheit immer unter den Augen der NVA. Mit dem Fall der Mauer, verändert sich nun von einem Tag auf den anderen die bisherige Aussteiger-Kulisse. Mit einem Mal ist es möglich, die DDR zu verlassen, ohne das Risiko beim Überqueren der Ostsee Richtung Dänemark zu ertrinken.

Requiem für Ostseeflüchtlinge

Als eine Art Requiem für all jene, die dieses Risiko in den Jahren zuvor eingegangen sind, lässt Seiler seinen Erzähler Edgar im Epilog nach Kopenhagen reisen. Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall, forscht er nun in der Gerichtsmedizin und in den Archiven der dänischen Polizei nach all jenen, die von Hiddensee fliehen wollten, es aber nicht schafften. Die meisten von den rund 5000 seit 1961 registrierten Flüchtigen, wurden von Patrouillenbooten gestoppt und festgenommen. Um die tausend gelang die Flucht, 174 Menschen starben dabei.
„Lutz Seilers erster Roman überzeugt durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit.“ – schreibt die Jury in ihrer Begründung für die Wahl. Sie war begeistert von seiner „lyrischen, sinnlichen, ins Magische spielenden Sprache.“
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