Der Literaturnobelpreis geht dieses Jahr an die 67-jährige Autorin Swetlana Alexijewitsch aus Weißrussland. Die Jury zeichnet damit endlich „ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“ aus.
Swetlana Alexijewitsch in der Favoritenrolle
Swetlana Alexijewitsch war bereits in den vergangenen Jahren als Anwärterin für den Literaturnobelpreis im Gespräch. Dieses Jahr galt sie seit Tagen als Favoritin in den Wettbüros. Tatsächlich erhielt sie dieses Jahr den Zuschlag der Schwedischen Akademie und erhält die mit acht Millionen Schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotierte Auszeichnung.
Von der Ukraine nach Weissrussland
Geboren wurde sie 1948 im westukrainischen Stanislaw. Später zog die Familie dann nach Weißrussland. Bis 1972 studierte Swetlana Alexijewitsch Journalistik in Minsk und arbeitet zunächst als Journalistin und als Lehrerin. In dieser Zeit entwickelte sie auch ihre Arbeitsweise in Anlehnung an die Oral History Methode, die eine intensive literarische Annäherung an das wahre Leben ermöglicht.
Literarisches Werk – Collage des täglichen Lebens
Ihr literarisches Werk basiert fast ausschließlich auf Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Sie fasst die Resultate ihrer tiefgründigenInterviews und Recherchen zusammen und präsentiert diese individuellen Stimmen als Collage des tagtäglichen Lebens. Dadurch ermöglichen ihre Arbeiten, die „Kenntnis einer historischen Epoche zu vertiefen“.
Kriege und Krisen
1985 erschien ihr erstes Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ basierend auf Interviews mit Hunderten von Frauen, die am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatten. Außerdem widmete sie sich mit „Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft“ (2001) der Aufarbeitung einer weiteren ihr Leben prägenden Katastrophe zu. Ebenso setzt sie sich in „Zinkjungen“ (1989) mit dem Afghanistan-Krieg und seinen Folgen auseinander.
Das Scheitern des kommunistischen Experiments
In ihrem 2013 veröffentlichten Buch „Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ widmet sich die Autorin ihrem journalistisch-literarischen Lebensprojekt. In diesem als ihr Hauptwerk gehandelten Roman arbeitet sie die Spuren des gescheitertem Kommunismus in der Sowjetunion auf.
Auszeichnungen
Swetlana Alexijewitsch verfasst ihre Arbeiten in ihrer Muttersprache Russisch. Sie engagiert sich neben ihren literarischen Aufarbeitungen auch politisch. In Anerkennung dafür erhielt die Autorin neben einigen Literaturpreisen u.a. auch im Jahr 2013 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Krönung ihres Schaffens stellt nunmehr die verdiente Verleihung des Literaturnobelpreises dar.
Foto: „Swetlana Alexijewitsch 2013“ von Elke Wetzig – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Swetlana_Alexijewitsch_2013.jpg#/media/File:Swetlana_Alexijewitsch_2013.jpg