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Die Shortlist zum Buchpreis – drei Frauen, drei Männer

(C) Petra Gass / Börsenverein

Die Shortlist präsentiert die letzten sechs Romane im Rennen um den Deutschen Buchpreis. Von den 20 nominierten Büchern der Longlist, haben es schließlich 3 Autorinnen und 3 Autoren ins Finale um die begehrte Auszeichnung geschafft.

Shortlist zum Buchpreis recht ausgewogen

Die von der Jury für die Shortlist nominierten Romane weisen eine erstaunliche Ausgewogenheit auf. Unter den letzten Sechs finden sich drei Frauen und drei Männer wieder. Es sind drei Konzernverlage und drei Unabhängige vertreten, sowie zwei Schweizer Autoren und ein österreichischer Verlag.

Die Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2015

Der Deutsche Buchpreis wurde 2005 erstmals vergeben und hat sich zur wichtigsten Auszeichnung der Branche entwickelt. Vergeben wird der mit 25 000 Euro dotierte Preis vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Eines der nachfolgenden Bücher wird am 12. Oktober 2015 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers als bester deutschsprachiger Roman ausgezeichnet werden.

Jenny Erpenbeck: „Gehen, ging, gegangen“ (Knaus Verlag)

Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Jenny Erpenbeck erzählt eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

Rolf Lappert „Über den Winter“ (Hanser)

Lennard Salm ist fünfzig und als Künstler weltweit durchaus erfolgreich. Als seine älteste Schwester stirbt, kehrt er zurück nach Hamburg und in die Familie, der er immer entkommen wollte. So schnell wie möglich will er wieder zurück in sein eigenes Leben. Aber was ist das, das eigene Leben? Salms jüngere Schwester Bille verliert ihren Job, sein Vater nähert sich immer schneller der Hilflosigkeit. Salm wird gebraucht, und auch er selbst braucht Rat. Einen funkelnden Winter lang lernt Salm seine Eltern und Geschwister neu kennen und stellt fest, dass niemand jemals alleine ist.

Inger-Maria Mahlke „Wie Ihr wollt“ (Berlin)

August 1571: Elisabeth I. herrscht in England, und Mary Grey, ihre Cousine, ist wütend. Sie ist sechsundzwanzig, kleinwüchsig und hat einen Thronanspruch. Mary Grey will frei sein, einen eigenen Haushalt und das Sorgerecht für ihre Stiefkinder. Nichts von alledem bekommt sie, und anstatt das still hinzunehmen, begehrt sie auf. Sie beschließt, einen Bericht zu schreiben – eine Abrechnung mit dem Königshof. Dabei stellt sie fest, dass ihr Handeln und das ihrer Familie ebenso willkürlich und unfrei war wie das aller anderen. Und dass es erste Anzeichen gibt, wieder in Gnade aufgenommen zu werden.

Ulrich Peltzer schaut in „Das bessere Leben“ (Fischer)

Jochen Brockmann ist erfolgreicher Sales Manager, doch er verstrickt sich in ein abstürzendes System. Die Bank gibt keinen Kredit mehr, Indonesien investiert nicht, es bieten sich die Chinesen an. Sylvester Lee Fleming ist ein skrupelloser Geschäftemacher, Finanz-Investor und Risiko-Berater. Er erscheint als Retter, Verführer und Versucher. Wer im 20. Jahrhundert jung war, hat von einer anderen Gesellschaft geträumt. Diese politischen Utopien sind in Terror umgeschlagen, aus ehemaligen Revolutionären sind Manager geworden, Akteure der Wirtschaft. Ein metaphysischer Thriller über das 21. Jahrhundert und die Gespenster der Vergangenheit.

Monique Schwitter „Eins im Andern“ (Droschl)

Eines Abends erfährt sie, als sie, statt zu schreiben, nach ihrer ersten Liebe googelt, dass er sich aus dem achten Stock gestürzt hat. Vor fast fünf Jahren schon. Sie ist schockiert, ebenso sehr über seinen Selbstmord wie über die Tatsache, dass sie ihn gar nicht vermisst hat. Die Protagonistin in Monique Schwitters Roman beginnt nun eine Liebesrecherche: Sie handelt ihre Liebesbiographie an zwölf Männern ab, es sind beinahe mythische Umrisse von Männern, die sie schreibend mit Liebe, Leben und Geschichte füllt. Dabei verschiebt sich ihre aktuelle Liebessituation immer stärker von der Rahmenhandlung ins Zentrum.

Frank Witzel „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ (Matthes & Seitz)

Gudrun Ensslin eine Indianersquaw aus braunem Plastik und Andreas Baader ein Ritter in schwarzglänzender Rüstung – die Welt des kindlichen Erzählers, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt, ist nicht minder real als die politischen Ereignisse, die jene Jahre in Atem halten und auf die sich der 13-Jährige seinen ganz eigenen Reim macht. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst und Betrachtungen der aktuellen Gegenwart entrücken ihn dabei immer weiter seiner Umwelt. Es entsteht ein Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde.

Buchbeschreibungen: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
Foto: Petra Gass / Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

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