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Jochen Distelmeyer: Otis – Ein (un)auffälliger Debütroman

Otis Debütroman von Jochen Distelmeyer

Jochen Distelmeyer – einigen bekannt als Kopf der 90er Jahre Indie-Pop-Band Blumfeld – hat nunmehr mit Ende 40 seinen Debüt-Roman „Otis“ veröffentlicht. Was kommt dabei heraus, wenn ein mittlerweile nur noch mäßig erfolgreicher Solo-Musiker, einen Roman schreibt, den er so eigentlich gar nicht schreiben wollte? Ein wohl ebenso mäßig erfolgreiches und unauffälliges literarisches Debüt. Schade.

Wer ist Jochen Distelmeyer?

Das werden sich diejenigen fragen, die kaum oder gar keine Berührungspunkte mit der deutschen Indie-Szene der 90er Jahre hatten. All jene, die die „Hamburger Schule“ er- und gelebt haben, kennen Distelmeyer. Als Kopf der Hamburger Band Blumfeld prägte er gemeinsam mit Bands wie Tocotronic oder die Sterne eine ganze Generation. 2007 löste sich die Band auf. Distelmeyer machte solo weiter, bisher eher mäßig erfolgreich.

Wenn Musiker Romane schreiben

Die „Zeit“ benennt Distelmeyers Debüt-Roman als eines von zehn Bücher, über die gerade geredet und gestritten wird. Doch so wirklich viel gestritten wird sich eigentlich gar nicht. Bis auf eingefleischte Fans des Sängers macht sich eher Enttäuschung breit über „Otis“. Vor allem deswegen, weil Distelmeyer so gezwungen tiefgründig erscheinen möchte, einfach zu viel will und somit die Chance vergibt, seinen Roman zum Leben zu erwecken.

Ein Titelheld auf Odyssee durch das Berlin von heute

Distelmeyer lässt seinen Titelhelden Tristan durch Berlin im Winter 2012 ziehen. Und wie sollte es auch anders sein, befindet sich der Mann Mitte dreißig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens seines Lebens. Er begibt sich auf eine Odyssee durch das Berliner Leben. Aktuelle Ereignisse, reale Orte und scheinbar gewollt einfach zu dechiffrierende reale Personen durchziehen den Roman. Eine Geschichte in und über Berlin. Ein Titelheld, der nach einer gescheiterten Liebe genau hier einen Neuanfang sucht und beginnt, selbst einen Roman zu schreiben. Einen Roman über einen  drogenabhängigen Programmierer namens Otis Weber, deren Flucht vor der Polizei schließlich auf einer Mittelmeerinsel endet.

Otis – eher ein Roman für Distelmeyer-Fans

Distelmeyer, der selbst seit einigen Jahren in Berlin lebt, gelingt mit Otis sicher nicht das grandiose Roman-Debüt, das von einigen Seiten erwartet wurde. Vielleicht fällt die Kritik daran auch gerade deshalb nicht so vorteilhaft aus. Am Ende ist es wie mit der Musik von Diestelmeyer – man mag was er macht oder eben nicht. Viele neue Fans wird er mit Otis jedoch eher nicht gewinnen können, alte werden ihn und seine Kunst weiterhin schätzen und lieben.

Jochen Distelmeyer ist derzeit mit „Otis“ auf musikalischer Lesereise. Alle Termine und mehr Informationen zu Distelmeyer selbst finden sich auf seiner Homepage www.jochendistelmeyer.de

Heute ist er im Rahmen des Literaturfestivals „Literatur:BERLIN“ ab 20 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei zu sehen und zu hören.

Eine Leseprobe findet sich auf der Seite vom Rowohlt-Verlag unter  www.rowohlt.de/fm90/131/Distelmeyer_Otis.pdf

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