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Schriftsteller Siegfried Lenz verstorben

Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur, verstarb gestern im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Familie in Hamburg. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Romane wie „Deutschstunde“ (1968) , „Heimatmuseum“  (1978), ebenso wie die schelmischen Kurzgeschichten in „So zärtlich war Suleyken“ (1955).

Siegfried Lenz – Die Jahre des Krieges

Lenz, 1926 in Lyck (Ostpreußen) geboren, wuchs bei seiner Großmutter auf. Nach dem Notabitur wurde er 1943 zur Kriegsmarine eingezogen und – laut Aussagen des Schriftstellers – ohne sein Wissen der NSDAP eingegliedert.  Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte er in Dänemark und geriet in Britische Gefangenschaft. Dort arbeitet Lenz als Dolmetscher einer britischen Entlassungskommission.

Studium in Hamburg und Redakteur bei „Die Welt“

Nach seiner eigenen Entlassung besuchte er die Universität Hamburg. Er brach sein Studium der Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft jedoch bald wieder ab und begann ein Volontariat bei der Tageszeitung „Die Welt“, wo er von 1950 bis 1951 als  Redakteur tätig war. Danach begann Lenz als freier Schriftsteller zu arbeiten und veröffentlichte seinen ersten Roman „Es waren Habichte in der Luft“ beim Verlag Hoffmann und Campe.

Siegfried Lenz – Literarisches Schaffen

Insgesamt veröffentlichte Lenz im Laufe der Zeit vierzehn Romane und verfasste über hundert Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele, Essays, Reden und Rezensionen. Die Weltauflage seiner in 30 Sprachen übersetzten Werke liegt bei über 25 Millionen. Viele seiner Geschichten wurden verfilmt. Kernthema in seinen Büchern war häufig die Auseinandersetzung mit dem typisch deutschen Pflichtbegriff.

Sein Meisterwerk – „Deutschstunde“

So durchleuchtet er in seinem Erfolgsroman „Deutschstunde“ den Zusammenhang zwischen Schuld und Pflicht in der Zeit des Nationalsozialismus. Aus der Perspektive des Sohnes erzählt Lenz die Geschichte eines Polizisten, der pflichtgetreu das Malverbot  seines Freundes Nansen überwacht und kritisiert so die nach Kriegsende weit verbreitete Entschuldigung, „man habe ja nur seine Pflicht getan.“

Politisches Engagement

Lenz mischte sich immer wieder ins politische Tagesgeschehen ein. So engagierte er sich beispielsweise gemeinsam mit Günter Grass für die SPD und unterstützte die Ostpolitik Willy Brandts und war bei der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags dabei. Mit dem ehemaligen Bundeskanzler und SPD-Politiker Helmut Schmidt verband Lenz eine intensive Freundschaft. Ebenso setzte er sich für die Solidarität mit Israel ein, als der damalige irakische Diktator Saddam Hussein den jüdischen Staat mit Raketen bedrohte.

Auszeichnungen für sein Schaffen

Im Laufe seines Lebens erhielt Lenz viele Auszeichungen für seine Werke und sein Engagement, so u.a. den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte. Neben mehrerer  Ehrendoktorwürden war Lenz auch Ehrenbürger von Hamburg, Schleswig-Holstein, sowie seiner polnischen Geburtsstadt Ełk (früher Lyck).

Die letzten Lebensjahre

Seit einigen Jahren war Lenz bereits gesundheitlich angeschlagen und war auf den Rollstuhl angewiesen. Er lebte zurückgezogen in einer Seniorenresidenz in Hamburg und kümmerte sich rechtzeitig um seinen Nachlass. Seine persönlichen Aufzeichnungen übereignete er bereits Anfang des Jahres an das Deutsche Literaturarchiv Marbach.

Die Siegfried-Lenz-Stiftung

Im Juni gründete Lenz eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Hamburg-Barmbek. Diese soll sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung seines Werkes auseinandersetzen. Ebenso wird ab November 2014 der mit 50.000 Euro dotierte Siegfried-Lenz-Preis an „internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mit ihrem erzählerischen Werk Anerkennung erlangt haben und deren schöpferisches Wirken dem Geist von Siegfried Lenz nah ist“ verliehen. Erster Preisträger wird der israelische Autor Amos Oz sein.

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