Der mit 50 000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für ein literarisches Lebenswerk im deutschen Sprachraum. Dieses Jahr entschied sich die Jury für den in Berlin lebenden Schriftsteller Reinald Goetz.
Nominierung von Rainald Goetz eine längst überfällige Sensation
Verliehen wird der Georg-Büchner-Preis alljährlich von der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Geht es nach vielen Kritikerinnen und Kritikern, dann fällt die Wahl hierbei eher selten überraschend und treffend gewählt aus. Dieses Jahr hingegen wird der Akademie mit der Nominierung des mittlerweile 61 Jährigen Schriftstellers Rainald Goetz eine zwar verspätete, aber nach langer Zeit wieder einmal gelungene Sensation attestiert.
Georg-Büchner-Preis für einen der bedeutendsten Gegenwartschronisten des Landes
Goetz gilt als einer der bedeutendsten Gegenwartschronisten des Landes. Wortgewand und intelligent beobachtet und kommentiert der Journalist das aktuelle kulturelle und politische Geschehen.
In seinem 2012 erschienenen Roman „Johann Holtrop“ schildert er Aufstieg und Fall des narzisstisch-egomanischen Spitzenmanagers Dr. Johann Holtrop in den 2000er Jahren. In dem Roman tauchen zahlreiche real existierende Personen des Zeitgeschehens auf oder Figuren, deren Ähnlichkeit mit real existierenden Personen offensichtlich ist, auf. Die Figur des Protagonisten Johann Holtrop wurde daher auch immer wieder mit dem Manager Thomas Middelhoff in Verbindung gebracht.
Über den Autor Reinald Goetz
Rainald Goetz wuchs in München auf. Nach dem Abitur studierte er Geschichte, Theaterwissenschaft und Medizin in München und Paris. Er promovierte in den Studiengängen Geschichte (1977) und Medizin (1982). Seit 1976 schrieb Goetz für verschiedene Zeitschriften, verfasste diverse Texte und veröffentlichte Bücher.Sein Debüt Roman „Irre“ erschien 1983 im Suhrkamp Verlag.
Er gilt als ein wichtiger Vertreter der deutschen Popliteratur. Noch bevor ein Blog als solcher bezeichnet wurde, machte Goetz genau das – er schrieb 1998 ein Netztagebuch unter dem Titel „Abfall für alle“. Hier konnte man seine Eindrücke, Reflexionen und Kommentare zum kulturellen Tagesgeschehen nachlesen. Ein Jahr später erschien es in Buchform.
Preise
Sein literarisches Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet. So erhielt Goetze u.a. den Heinrich-Böll-Preis (1991), den Mülheimer Dramatikerpreis (1988, 1993 und 2000), den Berliner Literaturpreis (2012), sowie vor zwei Jahren den Schiller-Gedächtnispreis und den Marieluise-Fleißer-Preis.
Der Georg-Büchner-Preis wird Goetz am 31. Oktober 2015 in Darmstadt verliehen.